Rezension

Colony Wars: Tranthal von Stefan Piasecki

★★★★★ 5/5

Rezension von Steven Lee Anderson · 01.10.2025

Ein Epos über Krieg und Verfall

Rezension: Colony Wars: Tranthal von Stefan Piasecki

Wenn man ein Buch beendet hat und danach eine Leere in sich verspürt, weil man die Figuren vermisst, hat der Autor alles richtig gemacht. So ging es mir nach The Stand von Stephen King, aber auch nach Colony Wars: Tranthal von Stefan Piasecki.

Handlung

Die Geschichte setzt im Jahr 2255 im Tellus-Sternsystem ein. Die Kolonie auf Tranthal steht am Rande des Zusammenbruchs: Politik, Demokratie und Wohlstand verfallen, während die Bevölkerung immer offener gegen die Regierung aufbegehrt. In dieser Zeit des Umbruchs begleiten wir drei Absolventen der Militärakademie, die sich in einer Welt aus Propaganda, Krieg und Intrigen zurechtfinden müssen. Besonders im Fokus stehen Brit Darburg und Len Kakaia, die gemeinsam mit ihren Freunden in den Konflikt hineingezogen werden. Dars wiederum zeigt schon früh, dass er einen eigenen Weg einschlägt, was für zusätzliche Spannung sorgt. Schon bald wird deutlich, dass der Krieg nicht nur eine Konfrontation mit äußeren Feinden bedeutet, sondern auch mit den eigenen Werten und Vorstellungen.

Figuren

Die Figuren sind differenziert und glaubwürdig gezeichnet. Besonders Brit überzeugt als Hauptfigur: Sie handelt nachvollziehbar, wirkt stark und gleichzeitig menschlich – mit ihr kann man sich als Leser leicht identifizieren. Len hingegen ist das Gegenstück. Er ist schwächer, seine Handlungen wirken oft unsympathisch, wodurch er eine Reibungsfläche bietet. Dars wiederum schlägt eine ganz andere Richtung ein und entfremdet sich zunehmend von seinen Freunden. Dieses Auseinanderdriften der Figuren sorgt für zusätzliche Spannung und verleiht der Geschichte emotionale Wucht. Auch die Nebenfiguren tragen zu dieser Tiefe bei, sodass man schnell in den Bann dieser Gruppe gezogen wird.

Worldbuilding

Ein Highlight des Romans ist das Worldbuilding. Stefan Piasecki entwirft eine detailreiche und glaubhafte Kolonie, die im Niedergang begriffen ist. Die politischen Ränke, das fragile Machtgefüge und die inneren wie äußeren Konflikte werden so plastisch geschildert, dass man förmlich in die Welt von Tranthal eintaucht. Die Schauplätze, die militärischen Strukturen und die Kultur der Gegenspieler fügen sich nahtlos in ein großes Bild, das realistisch und zugleich faszinierend wirkt. Dieses Worldbuilding hebt das Buch weit über viele andere Genre-Werke hinaus.

Erzählstil

Neben dem Worldbuilding hat mich besonders die Sprache begeistert. Die Erzählstimme ist elegant, atmosphärisch dicht und einfach nur schön. Man liest den Roman nicht nur gerne, man hört ihm auch gerne zu. Selbst ruhige Passagen bleiben dadurch faszinierend. Dadurch entwickelt sich ein Lesefluss, der es schwer macht, das Buch aus der Hand zu legen.

Themen

Hinter der packenden Handlung steckt weit mehr als nur ein Science-Fiction-Abenteuer. Piasecki verknüpft den Niedergang der Kolonie auf Tranthal mit deutlichen politischen Parallelen, die an historische Entwicklungen – etwa den Zerfall der Sowjetunion – erinnern. Propaganda, Machtmissbrauch, der Verlust von Demokratie und die Entfremdung zwischen Regierung und Bevölkerung sind Motive, die im Roman allgegenwärtig sind. Zugleich werden Fragen nach Loyalität, Verrat und moralischen Grauzonen aufgeworfen, die die Figuren immer wieder vor schwierige Entscheidungen stellen. Diese Ebene macht das Buch nicht nur spannend, sondern auch relevant und nachdenklich.

Fazit

Colony Wars: Tranthal ist für mich ein nahezu perfektes Buch. Es überzeugt sprachlich, atmosphärisch und inhaltlich. Figuren, Handlung, Welt und Motive greifen nahtlos ineinander und erschaffen ein Leseerlebnis, das lange nachhallt. Ein Werk, das sowohl unterhält als auch Denkanstöße liefert.

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ (5/5)

Daten zum Buch

Erscheinungsdatum29.04.2023
Umfangca. 522 Seiten
ISBN
Verlagedition vi:jo
Cover: Colony Wars: Tranthal
Cover: Colony Wars: Tranthal